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Barrierefreiheit

IAAP WAS-Zertifizierung oder eben nicht

Author

Matze

Date Published

Emoji, das ziemlich sauer schaut und schnaubt

Vor mittlerweile einem Monat erhielt ich meine Ergebnisse für die IAAP WAS-Zertifizierung. Vielleicht erinnert ihr euch noch: Ich hatte intensiv dafür gelernt und war zunächst unsicher, ob ich öffentlich über das Ergebnis schreiben sollte. Schließlich entschied ich mich doch, meine Gedanken auf LinkedIn zu teilen - die zahlreichen Reaktionen haben mich überrascht und bestärkt.

Knapp vorbei, aber zufrieden

Ich erreichte 587 von den notwendigen 600 Punkten. Knapp daneben ist zwar vorbei, dennoch bin ich ehrlich gesagt zufrieden. Dieses Ergebnis zeigt mir deutlich, dass mein Wissen im Bereich Accessibility gar nicht so schlecht ist.

IAAP und fehlende Transparenz

Was mich allerdings wirklich ärgert: Die IAAP verrät nicht konkret, welche Fragen man falsch beantwortet hat. Stattdessen gibt es lediglich vage Hinweise in Form sogenannter „Wissensbereiche“. Vermutlich betraf es Fragen zu Tastaturkürzeln und spezifischen technischen Details von Screenreadern - Dinge, die man im Alltag nicht auswendig kennen muss und problemlos nachschlagen kann.

Ebenso irritierend fand ich die „Sorry, du hast nicht bestanden“-Mail, die sechs Wochen nach der Online-Prüfung direkt mit einem kostenpflichtigen Angebot zur Wiederholung verbunden war. Ich verstehe Funnel-Marketing, aber das wirkte schon sehr offensichtlich und nicht besonders sensibel.

Die Community äußert Kritik

Die Reaktionen auf meinen LinkedIn-Beitrag (über 2000 Impressionen, 36 Reaktionen, 27 Kommentare) zeigen deutlich: Ich bin nicht allein mit diesen Bedenken. Viele Kolleginnen und Kollegen kritisierten, dass die Prüfung eher „Triviawissen“ abfragt statt praxisrelevanter Kenntnisse. Besonders treffend fand ich folgende Kommentare:

  • „It felt like some questions were more about hoop jumping than assessing real accessibility knowledge.“
  • „Transparency is important to accessibility, especially accessible learning experiences. They should let you know where you struggled.“
  • „Those meaningless questions which are put there just to make the exam difficult, but not by proving the depth of the person's experience.“
  • „The biggest irony is how inaccessible these exams are."

Die Zertifizierungspraxis hinterfragt

Die IAAP verfolgt grundsätzlich ein wertvolles Ziel, doch die aktuelle Umsetzung der Prüfungen ist aus Accessibility-Sicht problematisch. Wenn trotz massiver, öffentlich nachvollziehbarer Kritik weiterhin Fragen gestellt werden, deren Antworten man nur durch reines Auswendiglernen meistern kann, besteht dringender Handlungsbedarf.

Auch die Preispolitik der IAAP sehe ich kritisch. Die hohen Kosten könnten insbesondere für Privatpersonen oder Selbstständige, die sich im Bereich Accessibility engagieren möchten, eine unnötige und abschreckende Hürde darstellen.

Fazit: Praxis schlägt Zertifikat

Mein persönliches Fazit: Gute Accessibility-Arbeit misst sich nicht an einer Zertifizierung, sondern daran, nachhaltige, praktische und vor allem barrierefreie Lösungen zu entwickeln. Genau das werde ich auch weiterhin tun - Zertifikat hin oder her.

Link zum Linkedin-Post: Link